Akazienhonig aus Deutschland: Was ist wissenswert?

Imkereibedarf Muhr
2023-01-28 12:48:00 / Wissenswertes / Kommentare 0
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Wer Akazienhonig kaufen möchte, der aus Deutschland kommt, erhält ein Naturprodukt, an dessen Inhaltstoffen die echte Akazie nicht beteiligt ist. Stattdessen ist die Scheinakazie der Lieferant des Nektars. Dabei handelt es sich um die Robinie, die den botanischen Namen Robinia pseudoacacia trägt. Die Robinie (auch falsche Akazie genannt) und die echte Akazie sind als Baumarten entfernt miteinander verwandt.

Akazie & Robinie: Was ist der Unterschied?

Ein Unterschied zeigt sich im Verbreitungsgebiet. Wer Honig von echten Akazien (Acaieae) haben möchte, kommt um den Kauf von Importhonig nicht herum. Echter Akazienhonig stammt von Büschen und Bäumen, die tropisches oder subtropisches Klima bevorzugen. Die meisten Arten dieser Pflanzengattung wachsen in Australien und gehören zu den Schmetterlingsblütlern. Tropische Akazien präsentieren weiße oder gelbe Blütenstände. Deshalb ist auch der echte Akazienhonig von goldgelber Farbe und damit etwas dunkler als der Robinienhonig.

Die Robinie (alias Falsche Akazie) heißt aufgrund ihrer weißen Blüten im Volksmund auch Silberregen. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet war Nordamerika. Seefahrer brachten sie nach Europa, wo sie seit dem frühen 17. Jahrhundert vor allem königliche Park- und Gartenanlagen zierte. Von dort aus breitete sie sich über vom Wind verteilte Samen aus und wächst inzwischen auch wild. Deshalb gehört sie zur Gattung der invasiven Pflanzen, die von Natur aus hier nicht heimisch waren. Die Robinen zählen sich ebenfalls zu den Schmetterlingsblütlern und (genau wie die echte Akazie aus den Tropen) zur Familie der Hülsenfrüchtler.

Was unterscheidet Akazienhonig und Robinienhonig?

Akazienhonig aus Deutschland müsste eigentlich korrekt Robinienhonig heißen, aber an dieser Stelle macht die deutsche Honigverordnung bei den Deklarationsvorschriften eine Ausnahme. Das heißt, der Robinienhonig darf völlig legal aufgrund des volkstümlichen Namens der Baumart als Akazienhonig bezeichnet werden.

Der Honig des Nektars der Robinien weist eine flüssige Konsistenz auf und präsentiert sich mit einer blass-goldenen Farbnuance. Das heißt, er kann mit dem kräftigen Goldgeld des Honigs aus den Blüten der tropischen Akazien nicht mithalten. Wer diesen deutschen Honig kauft, darf sich auf ein lieblich-mildes Aroma freuen. Auch der Honig aus dem Nektar der echten (tropischen) Akazien bringt milde Geschmacksnoten mit.

Einer der wichtigsten Unterschiede findet sich bei der Umwelt- und Klimaverträglichkeit. Während die Qualität und der Geschmack weitgehend identisch sind, hat echter Akazienhonig eine lange Reise hinter sich, bevor er in den Geschäften in Deutschland ankommt.

Deutscher Akazienhonig stammt aus regionalen Imkereien und hat deshalb nur eine kurze Transportstrecke bis zu den Konsumenten hinter sich. Wer Akazienhonig aus Deutschland kauft, schont also das Klima und fördert die einheimische Wirtschaft. Zudem ist der Robinienhonig in der Regel günstiger als der Akazienhonig aus den Tropen zu bekommen, weil sich auch die Transportkosten in den Endpreisen niederschlagen.

Welche Inhaltsstoffe hat Akazienhonig aus Deutschland?

Die flüssige Konsistenz bleibt bei optimaler Lagerung bei Akazienhonig und Robinienhonig sehr lange erhalten. Dafür sorgt die Tatsache, dass der Zuckeranteil in Form von Fructose sehr hoch ist. Der Glucoseanteil ist dagegen niedrig. Das ist ein Vorteil, denn Honigarten mit einem hohen Anteil Glucose kristallisieren schneller als Honigsorten mit einem geringen Glucoseanteil. Im Akazienhonig aus Deutschland wurden Inhibine und Serotonin nachgewiesen. Inhibine sind im menschlichen Körper an der Produktion der Sexualhormone beteiligt. Serotonin gehört zu den Botenstoffen, die im Stoffwechsel des Menschen für zahlreiche Regulierungsprozesse verantwortlich sind.

Deutscher Akazienhonig bietet beachtliche Nährwerte. Sie liegen pro 100 Gramm Honig im Schnitt bei 306 Kilokalorien. Den Schwerpunkt bilden die Kohlehydrate mit einem Anteil von 75 Gramm. Sie liegen durchweg in Form von Fructose und Glucose vor. Der Akazienhonig aus dem Nektar der Robinienblüten ist eine gute Wahl für Menschen, die sich eiweißarm ernähren müssen oder möchten, denn er enthält pro 100 Gramm lediglich 0,4 Gramm Eiweiß.

Wie sieht es mit dem Reinheitsgrad von Akazienhonig aus?

Hundertprozentig reinen Akazienhonig gibt es nicht, aber hier liegt der Reinheitsgrad meistens deutlich über den Werten anderer Honigsorten. Dafür gibt es einen guten Grund. Die Robinien alias Scheinakazien bieten eine üppige Blütenpracht und gelten deshalb als „Bienenweide“. Das heißt, die Honigbienen haben es aufgrund der Blütenfülle gar nicht nötig, bei der Nektarsammlung andere Pflanzen anzufliegen. Das Nektarangebot einer einzigen Falschen Akazie ist so groß, dass pro Saison von einem Baum knapp 1,5 Kilogramm Akazienhonig gewonnen werden kann. Diese immense Ausbeute ist auch der Grund dafür, dass viele Imkereien in Deutschland im Umfeld ihrer Bienenstöcke gezielt Robinien anpflanzen.

Dabei kommt es ihnen zugute, dass die Falsche Akazie keine großen Ansprüche an die Standortbedingungen stellt. Sie wächst sogar an trockenen Standorten und zählt zu den sogenannten „Pionierpflanzen“, die als erste Baumarten Brachflächen oder Windbruchgebiete zurückerobern.

Zudem profitieren Imkereien in Deutschland von weiteren Fakten. Das Holz der Falschen Akazie ist als preisgünstige Alternative zu Tropenholz sehr begehrt und erfreut sich aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit großer Beliebtheit im Möbelbau sowie im Schiffbau und dem Bau von Spielgeräten für den Outdoor-Bereich. Außerdem gehören die Scheinakazien zu den schnell wachsenden Baumarten. Sie übertreffen sogar die Wachstumsgeschwindigkeit von Kiefern. Das heißt, die wirtschaftliche Nutzung des Holzes bietet den Imkereien den Vorteil umfangreicher Baumbestände, für deren Anpflanzung sie nicht sorgen müssen.

Wie wird Akazienhonig aus Deutschland hergestellt?

Die Gewinnung von Akazienhonig erfolgt mit dem sogenannten Kaltschleuderverfahren. Diese volkstümliche Bezeichnung ist nicht ganz zutreffend, denn tatsächlich geschieht das Ganze bei Zimmertemperatur.

Die Honigschleudern nutzen (ähnlich wie eine Wäscheschleuder) die Zentrifugalkraft. Sie sorgt dafür, dass sich der Akazienhonig aus den Waben löst und an den Innenseiten der Honigschleudern anlagert. Von dort aus läuft er durch ein Sieb in einen Auffangbehälter. Das Sieb filtert alle Fremdkörper heraus, die sowohl von den Waben als auch den in die Bienenkästen für die Förderung der Wabenbildung eingesetzten Rähmchen stammen können.

Leiden die Bienen unter der Gewinnung von Akazienhonig?

Wenn das so wäre, würden sich die Imkereien keinen Gefallen tun, denn schließlich beruht ihr Einkommen auf der Erhaltung ihrer Bienenbestände. Die Antwort auf diese Frage ist also ein klares Nein. Die Imker nehmen den Bienenvölkern auch nicht die kompletten Honigvorräte weg, die sie für die Wintermonate angelegt haben. Ein Teil des Honigs bleibt immer in den Waben zurück. Außerdem erhalten die Bienenvölker eine hochwertige Ersatznahrung, die ihr Überleben trotz der entnommenen Honigmengen garantiert.

Tierschutzrechtliche Bedenken gegenüber der Nutzung von echtem Bienenhonig sind also bei Imkereien komplett unnötig. Das Gegenteil ist der Fall, denn im Gegensatz zu den fachkundig betreuten Bienenvölkern müssen Wildbienenvölker auch ohne Ersatznahrung überleben können, obwohl regelmäßig Honigdiebe kommen und ihre angelegten Vorräte plündern. Dazu gehören in Europa beispielsweise Waschbären, Marder, Wiesel und Ameisen.

Verwendungsmöglichkeiten: Wofür eignet sich Akazienhonig?

Das Aroma von Akazienhonig verstärkt sich, wenn er erwärmt wird. Deshalb erfreut er sich als Backzutat und bei der Saucenzubereitung großer Beliebtheit. Allerdings hat das einen Nachteil, denn einige Inhaltsstoffe werden beim Erhitzen auf über 40 Grad Celsius zerstört. Trotzdem wird Akazienhonig aus Deutschland gern zum Süßen von Getränken wie Milch und Tee verwendet. Wer einen süßen Touch beim Salatdressing liebt, kann ebenfalls zum milden Honig von Falschen Akazien greifen.

Am beliebtesten ist jedoch die pure Nutzung als Brot- und Brötchenaufstrich. Hier liegt der Vorteil von Robinienhonig (wie er eigentlich heißen müsste) darin, dass bei der Herstellung im Gegensatz zu Fruchtmarmeladen kein Gelierzucker mit einem hohen Anteil von Industriezucker benötigt wird. Gemischt mit Schlagsahne ist der Akazienhonig eine wohlschmeckende Beigabe für trockene Kuchensorten oder Waffeln. Das Fazit lautet, dass Honig aus dem Nektar der Akazienblüten in der Küche sehr vielseitig verwendbar ist. Aber auch im Kosmetikbereich ergeben sich einige Einsatzmöglichkeiten. Sie reichen von der Nutzung im Badezusätzen und Duschgels bis hin zur Beimischung in Hautcremes.