Froststarre bei Bienen vermeiden: Fakten & Tipps

Imkereibedarf Muhr
Wissenswertes / Kommentare 0
Froststarre bei Bienen vermeiden: Fakten & Tipps - Froststarre bei Bienen vermeiden: Fakten & Tipps

Als Froststarre wird bei Honigbienen ein Zustand der Unterkühlung bezeichnet. Die möglichen Ursachen sind vielfältiger Natur, aber die gute Nachricht ist, dass sie sich mehrheitlich vermeiden lassen. Dafür sind jedoch gute Wintervorbereitungen in den Imkereien erforderlich. Wir haben nachfolgend Informationen und Tipps zur Vermeidung einer kompletten Froststarre bei Honigbienen zusammengetragen.

Was unterscheidet die Froststarre von der Winterruhe?

Bei Außentemperaturen von weniger als 10 bis 12 Grad Celsius stellen die Honigbienen ihre Sammelflüge ein. Sie verlassen den Bienenkasten nicht mehr und bilden stattdessen eine Traube, um genügend Wärme für die Bienenkönigin zu erzeugen. Dafür hat „Mutter Natur“ sie mit einer nützlichen Fähigkeit ausgestattet, denn sie sind in der Lage, die Flügel von der sie steuernden Muskulatur zu trennen. Nach dem „Aushaken“ wird die Flügelmuskulatur zu einem Wärmegenerator. Dieser ist auch dringend notwendig, denn die Bienenkönigin und der eingepuppte Nachwuchs benötigen zum Überleben eine Umgebungstemperatur von mindestens 30 Grad Celsius. Solange die Bienen die Flügelmuskulatur noch bewegen können, befinden sie sich in der natürlichen Winterruhe, die oftmals durch das Verharren in der Traube bereits als Froststarre bezeichnet wird. Fällt die Temperatur im Bienenstock unter den Gefrierpunkt, werden die Bienen jedoch so stark unterkühlt, dass die dadurch entstehende Froststarre ihren sicheren Tod bedeutet.

Welche Bedeutung hat der erste Frost für die Bienen?

Bienenvölker müssen für ihr eigenes Überleben mitbekommen, wann es die ersten Frostnächte gibt. Intensive Beobachtungen der Völker in den Bienenkästen brachten die Erkenntnis, dass die Bienenköniginnen normalerweise keine Eier mehr legen, wenn es zwei Frostnächte hintereinander gab. Das heißt, die Zeit ohne Nachwuchs im Bienenvolk beginnt 21 Tage später. Die Konsequenz ist, dass sich kurz danach die Zahl der Bienen im Volk stark reduziert, weil die letzten Sommerbienen im Alter von etwa 6 Wochen sterben. Winterbienen werden dagegen 5 bis 9 Monate alt. Der Grund für diese Differenz bei der Lebenserwartung findet sich bei der Intensität der zu verrichtenden Arbeit.

Bienenkästen auf natürliche Art vor zu großer Kälte schützen! 

Wer eine tödliche Froststarre bei den Winterbienen vermeiden möchte, achtet auf einen geschützten Standort. Bei der kleinen Hobbyimkerei bieten sich dafür windgeschützte Bereiche rund um Schuppen und Gartenhäuser an. In unbebauten Regionen ist es wichtig, auf einen Windschutz durch geeignete Anpflanzungen zu achten. Fachleute empfehlen dafür als Basis entweder Stieleichen oder Kiefern, die regelmäßig auf eine Höhe von etwa 5 Metern zurückgeschnitten werden sollen. Die Lücken zwischen den Bäumen werden optimalerweise mit Buchsbäumchen, Weißdorn- und Haselnussgehölzen geschlossen. Auch Efeu, Brombeeren und Wildrosen eignen sich für die Schaffung eines natürlichen Windschutzes für Bienenkästen und Bienenwagen.

Wer auf die Idee kommt, seine Bienenkästen beispielsweise mit einem Styropormantel vor Frost und Wind zu schützen, tut den Bienenvölkern keinen Gefallen. Dadurch kommt es zu einem Feuchtigkeitsstau im Inneren der Bienenbeuten, der wiederum die Schimmelbildung begünstigt. Der Kontakt mit Schimmelsporen ist für Honigbienen schädlich und zerstört noch dazu die hölzernen Bestandteile der Bienenbeuten.

Temperaturschwankungen im Bienenkasten sind völlig normal

Wer sich die Honigproduktion mit gutem Imkereizubehör als Hobby oder Gewerbe neu erschließt und seine Bienenvölker genau überwacht, dürfte schnell erhebliche Temperaturschwankungen in der Wintertraube feststellen. Professor Doktor Tautz, der in Deutschland zu den führenden Bienenexperten zählt, fand bei längerfristigen Studien heraus, dass es Schwankungen in den Wabengassen der Bienenstöcke gibt. Sie bewegen sich in einem Temperaturbereich von 8 Grad Celsius bis zu 30 Grad Celsius. Er geht davon aus, dass die Wärmespitzen erforderlich sind, um den Energienachschub aus Honigvorräten oder Zusatzfutter für die Winterbienen und die Königinnen zu sichern. Eine dauerhafte Erwärmung des Bienenstocks auf 30 Grad Celsius würde die Winterbienen zu viel Kraft kosten und durch einen frühen (belastungsbedingten) Tod das Überleben des Bienenvolks gefährden.

Bienen durchbrechen Froststarre längerfristig kurz nach Jahresbeginn

Die Variante der beabsichtigten Temperaturabsenkung im Bienenstock auf ein Minimum wird bei betreuten Honigbienenvölkern regelmäßig Mitte oder Ende Januar für 2 bis 4 Wochen unterbrochen. Noch können die forschenden Wissenschaftler einige Fragen dazu nicht vollständig beantworten. Sie kennen derzeit weder den Grund für diesen Wärmepeak, noch gibt es Erkenntnisse dazu, ob ein derartiges temporäres Phänomen auch bei Wildbienen auftritt. Nach diesem Wärmehöhepunkt sinkt die Temperatur in der Regel nicht so stark ab wie im November und Dezember. Fachleute vermuten deshalb, dass der Hitzeschub die Königin aktiviert, um bereits mit der Produktion einer ersten Nachwuchswelle zu beginnen. Unbestätigten Hypothesen zufolge geht es vorrangig darum, einen Teil der verstorbenen Winterbienen zu ersetzen, um eine ausreichende Wärmezufuhr für die Bienenkönigin zu sichern und sie durch höhere Temperaturen im Inneren der Traube bereits auf das verstärkte Eierlegen für das Wachstum des Volkes im Frühjahr vorzubereiten.

Wintertraube der Honigbienen optimal vor Schäden schützen!

In Imkereien erfolgt eine gezielte Förderung der Bildung der Wintertraube, indem die Zahl der Rähmchen im Bienenkasten reduziert wird. Dadurch müssen sich die Bienen zwangsläufig auf einen kleineren Raum konzentrieren. Das geht mit einer Erhöhung des Risikos für die Übertragung von Krankheiten und Parasiten einher. Deshalb ist es wichtig, im Herbst unbedingt den Befall mit Varroamilben zu prüfen und bei Bedarf eine effiziente Bekämpfung durchzuführen. Der Winter ist aber auch die Zeit, in der das Risiko für Plünderungen der Vorräte überdurchschnittlich hoch ausfällt. Deshalb und mit Blick auf die Temperaturen im Bienenkasten macht es Sinn, die Fluglöcher zu verkleinern und mit Schutzgittern zur Abwehr von Nagerangriffen zu versehen. Selbstverständlich müssen die Bienenkästen regelmäßig kontrolliert (Horchen) und die Fluglöcher von Eis und Schnee befreit werden. Außerdem müssen Imker den Vorrat an Bienenfutter prüfen und bei Bedarf auffüllen.

Honigbienen in der Winterruhe sind sehr störanfällig

Störeffekte in der Umgebung scheuchen die Bienen auf. Die äußeren Exemplare lösen sich von der Traube und fliegen im Bienenkasten herum. Das reduziert den Kälteschutz für die Königin in vielen Fällen dramatisch. Deshalb müssen Störungen der Winterruhe bei Honigbienen unbedingt vermieden werden. Vor allem Vibrationen und Erschütterungen wirken sich negativ auf die Dichte der Wintertraube aus. Schutzzäune verhindern beispielsweise, dass Wildschweine die Bienenkästen zum Kippeln oder Umkippen bringen können. Außerdem sollten im Umfeld der Bienenwagen und Baukasten-Bienenbeuten keine winterlichen Treibjagden stattfinden.

Sie möchten Ihre Bienenvölker in den Wintermonaten bestens betreuen und pflegen? – Gönnen Sie sich modernes und preiswertes Imkereizubehör aus unserem Fachshop!