Rähmchen reinigen: Tipps & Tricks vom Fachmann

Imkereibedarf Muhr
2023-09-20 19:16:00 / Wissenswertes / Kommentare 0
Rähmchen reinigen: Tipps & Tricks vom Fachmann - Rähmchen reinigen: Tipps & Tricks vom Fachmann

Imker müssen aus mehreren Gründen regelmäßig die Rähmchen reinigen. Die wichtigsten Faktoren sind dabei die Qualität des Honigs und die Gesunderhaltung der Bienenvölker. Bei einer Vernachlässigung der Maßnahmen zur Desinfektion drohen ihnen Gefahren durch Bienenkrankheiten. Dazu gehören beispielsweise Varroa, Ruhr, Nosemose, die Tracheenmilbe sowie die Amerikanische Faulbrut. Als wichtigste Präventionsmaßnahmen gelten optimale Standorte, gut gepflegte Bienenwohnungen sowie eine regelmäßige Kontrolle des Zustands der Bienenvölker. Neben dem Rähmchen Reinigen spielt es auch eine Rolle, Arbeiten am offenen Bienenkasten eines Volks auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu begrenzen.

Der 1. Schritt der Rähmchenreinigung: Wachs ausschmelzen

Die Vorbereitung auf das Rähmchen Reinigen startet mit dem Ausschmelzen aller Wachsreste. Das ist durch die Einwirkung von Hitze möglich. Bei der thermischen Wachsentfernung haben sich mehrere Verfahren etabliert. Dabei handelt es sich um das Warmwasserschmelzen, das Dampfschmelzen und das Sonnenwachsschmelzen. Für alle Verfahren stehen im Fachhandel für Imkereizubehör ausgereifte technische Geräte zur Auswahl. Das Sonnenwachsschmelzen hat einen Vorteil, weil es keine elektrische Energie benötigt, sondern die Wärmeenergie der Sonnenstrahlung nutzt. Auch der günstige Preis für Einsteigermodelle aus Massivholz für bis zu 4 Rähmchen mit Spezialglas im Deckel ist verlockend. Allerdings sind die Imker beim Reinigen der Rähmchen mit dieser Technik vom Wetter abhängig. Deshalb könnte der Griff zum Dampfwachsschmelzer die bessere Wahl sein, auch wenn er deutlich teurer ist und Elektroenergie verbraucht.

Alternative beim Rähmchen Reinigen: Wachsschmelzer „Marke Eigenbau“

Einige Hobbyimker „zweckentfremden“ Haushaltsgeräte und Teile von Gartengeräten. Aus dem Einfülltrichter des Gartenshredders, einem leistungsstarken Dampfreiniger, Kisten, Schläuchen und einem Eimer kann ein Wachsschmelzer „Marke Eigenbau“ entstehen. Allerdings machen der Aufbau und Abbau ziemlich viel Arbeit, während ein Wachsschmelzer aus dem Fachhandel mit wenigen Handgriffen betriebsbereit ist. Außerdem müssen die genannten Geräte und Utensilien überhaupt erst einmal vorhanden sein. Bei einer notwendigen Neuanschaffung wird der Wachsschmelzer „Marke Eigenbau“ teurer als die serienmäßig und speziell für diesen Zweck hergestellten Geräte. Hinzu kommt das Problem, dass die Bauteile der Eigenkreationen nicht lebensmittelecht sind und durch die zweckfremde Nutzung möglicherweise den Kontakt der Rähmchen mit Stoffen (Haushaltsreiniger, Pflanzenschutzmittel) verursachen, die zutreffend als gefährlich für die Gesundheit der Honigbienen gelten.

Nach dem Entwachsen Rähmchen manuell reinigen

Oft bleiben nach der Vorbehandlung im Wachsschmelzer trotzdem Wachsreste und Nymphenhäutchen an den Rahmen zurück. Sie müssen auf mechanische Weise entfernt werden, bevor Imker beim Reinigen der Rähmchen die nächsten Schritte vornehmen können. Für die Säuberung der glatten Flächen der Holzrahmen eignen sich Spachteln oder stabile Messer. Wachs von den Drähten lässt sich mit einer klassischen Spülbürste am besten entfernen. Fugen in den Holzrahmen sollten ebenfalls gründlich gereinigt werden. Als Werkzeuge dafür kommen beispielsweise Körner, Stockmeißel, metallene Schaschlykspieße oder kleine Schraubendreher in Frage, falls es kein spezielles Imkereizubehör aus dem Fachshop sein soll.

Wie geht es beim Reinigen der Rähmchen weiter?

Für die desinfizierende Weiterbehandlung der Rähmchen gibt es mehrere mögliche Vorgehensweisen. In vielen Kleinimkereien hat sich die Technik des Abflammens etabliert. Dafür kommen Handkartuschenbrenner oder spezielle Abflammgeräte zum Einsatz. Sie vernichten Keime allein durch die Hitzeeinwirkung und benötigen keine chemischen Zusätze. Das heißt, dieses Verfahren ist sehr umweltfreundlich. Allerdings hat das Abflammen beim Reinigen der Rähmchen auch Grenzen, denn es wirkt nur oberflächlich. Keime in tieferen Poren des Holzes können auf diese Weise nicht vernichtet werden. Es ist also zur Desinfektion der Bienenbehausung nach dem Befall eines Bienenvolkes mit gefährlichen Krankheitserregern nicht geeignet.

Rähmchen reinigen: Welche Chemikalien kommen zum Einsatz?

Bei der Reinigung der Rähmchen im Warmwasserbad setzen die meisten Imkereien auf das altbewährte Soda, das bereits im Alten Ägypten als Reinigungsmittel bekannt war. Für die Rähmchendesinfektion wird eine niedrigprozentige Lösung hergestellt. Die Sodalauge sollte beim Rähmchen Reinigen eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius erreichen und in diesem Temperaturbereich wenigstens 15 Minuten auf die Rähmchen einwirken. Der Vorteil der Sodalauge liegt darin, dass sie sich anschließend nach einer Verdünnung unproblematisch entsorgen lässt, denn es handelt sich um eine Mischung, die auch in der Natur in größeren Mengen entsteht.

In bestimmten Fällen kann auf den Einsatz von Ätznatron nicht verzichtet werden. Dabei handelt es sich um Natriumhydroxid mit der Summenformel NaOH. Diese Lauge muss immer mit kaltem Wasser vorbereitet werden, da es sonst zu einer sehr starken Sprudel- und Spritzreaktion kommt. Die Anwendung von Ätznatron mit hohen Konzentrationen (mehr als 2 Prozent) erfordert eine spezielle Genehmigung. Erforderlich ist diese Anwendung beispielsweise bei einer Infektion von Bienenvölkern mit dem Erreger der Amerikanischen Faulbrut. Der Grund dafür ist die enorme Hitzeresistenz des Erregers.

Nach der Rähmchenreinigung die Rähmchen gründlich spülen!

Neben den genannten Varianten für die Desinfektion der Rähmchen können auch andere Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen. Welche in Europa in der Bienenzucht erlaubt sind, regelt die EU-Biozid-Verordnung. Doch in jedem Fall müssen die Rähmchen nach der Reinigung gründlich mit klarem Wasser gespült werden. Viele Imkereien setzen dafür Hochdruckreiniger mit großen Durchflussmengen ein. Das erfordert weniger Zeit als das Nachspülen mit einem Schlauch. Einige Kleinimker nutzen gesammeltes und gefiltertes Regenwasser.

Viele Imker/-innen verwenden für die Reinigung der Rähmchen alte Geschirrspüler, die eigens dafür etwas umgebaut werden. Sie entfernen beispielsweise die oberen Spülkörbe und stecken die Rähmchen in die Tellerhalterungen des unteren Spülkorbs. Der Vorteil der Geschirrspüler liegt darin, dass sie weniger Wasser verbrauchen als der Spülgang mit dem Gartenschlauch oder Hochdruckreiniger. Zudem haben sie in der Regel einen Trockengang, der die Zeit zwischen der Rahmenentnahme und dem Wiedereinsetzen der Rähmchen in den Bienenkästen verkürzt.

Beim Reinigen der Rähmchen Arbeitsschutz nicht vergessen!

Während der mechanischen Wachsentfernung kommt es vor allem auf den Schutz der Kleidung an. Deshalb empfiehlt sich das Tragen einer Imkerschürze. Bei der thermischen Wachsentfernung spielt der Schutz vor Verbrühungen eine entscheidende Rolle. Diese Schutzwirkung stellen wärmeisolierende Arbeitshandschuhe, langärmelige Arbeitsjacken, Imkerhemden aus dickem Leinen und wasserabweisende Arbeitsschuhe sicher.

Deutlich höhere Ansprüche an den Kleidungs-, Arbeits- und Gesundheitsschutz stellt die chemische Desinfektion der Rähmchen. Dabei sollten nur laugenbeständige Schürzen, Handschuhe und Arbeitsschuhe zum Einsatz kommen. Zusätzlich ist die Verwendung eines Atemschutzes (FFP2- oder FFP3-Maske) zur Vermeidung von Verätzungen der Atemwege durch Laugendämpfe unerlässlich. Einige Desinfektionslaugen neigen beim Erwärmen zum Spritzen. Gelangen Desinfektionsmittel oder Ätznatronspritzer in die Augen, kann das zu irreparablen Schäden führen. Deshalb darf damit nicht ohne eine geeignete Schutzbrille hantiert werden. Eine normale Brille reicht dafür nicht aus, weil sie keinen Schutz gegen das seitliche Eindringen von Spritzern bietet.