Wozu dient Paraffinöl in der Imkerei?

Imkereibedarf Muhr
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Wozu dient Paraffinöl in der Imkerei? - Wozu dient Paraffinöl in der Imkerei?

Diese Frage stellt sich beim Gedanken daran, dass Paraffinöl zu den Produkten gehört, die aus dem Rohstoff Erdöl gewonnen werden. Einsatzmöglichkeiten ergeben sich in vielen Bereichen. Interessant sind sie vor allem durch den günstigen Preis von Paraffin und dem dazugehörigen Öl im Vergleich zu Bienenwachs und Stearin, bei denen sich zahlreiche Überschneidungen bei den Möglichkeiten der Verwendung ergeben.

Was unterscheidet Paraffin, Stearin und Bienenwachs?

Stearin und Paraffin müssen in aufwändigen technischen Verfahren hergestellt werden. Als Ausgangsstoffe für Paraffinöl kommen sowohl Erdöl als auch Braunkohle, Steinkohle und Schiefer zum Einsatz. Die Art dieser Ausgangsstoffe entscheidet über die jeweils angewendete Technologie, die aber in jedem Fall einen erheblichen Energieaufwand erfordert. Das gilt genauso für die Verfahren zur Gewinnung von Stearin, das sowohl aus tierischen und pflanzlichen Fetten hergestellt wird. Bei der „Ernte“ von Bienenwachs in der Imkerei ist der Energieaufwand deutlich geringer, was einen erheblichen Pluspunkt in Sachen Klimaschutz bedeutet. Das Bienenwachs stammt aus den von den Honigbienen geschaffenen Waben und Mittelwänden in den Rähmchen der Bienenkästen sowie den Verschlüssen für die mit Honigvorräten oder Königinnennahrung gefüllten Waben.

Paraffinöl = nützliches Hilfsmittel für die Wartung der Bienenkästen

Die Beuten bestehen überwiegend aus Holz. Echtholz bringt gute Eigenschaften bei der thermischen Isolierung mit, muss aber gegen Schäden durch Witterungseinflüsse geschützt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt beim Schutz gegen eindringende Nässe. Der Einsatz von „normalen“ Holzschutzmitteln (wie sie beispielsweise als Anstrich für Fassaden, Zäune oder Gartenhäuser verwendet werden) ist bei den Bienenbeuten nicht möglich. Dafür sorgt die Tatsache, dass alle Gegenstände, die mit dem Bienenhonig in Kontakt kommen, die Anforderungen aus den lebensmittelrechtlichen Bestimmungen erfüllen müssen. Sie schließen die Verwendung der meisten Chemikalien aus, weil von ihnen gesundheitliche Risiken für den Menschen ausgehen.

Paraffinöl erfüllt die Anforderungen des Lebensmittelrechts und kommt sogar als Hilfs- oder Wirkstoff in kosmetischen und medizinischen Produkten vor. So dient es beispielsweise als Bindemittel für Salben, sollte dort jedoch nach dem Stand der neuesten Forschungen einen Anteil von 10 Prozent nicht überschreiten. Ein Beispiel dafür ist die vielseitig einsetzbare Vaseline. In der Notfallmedizin dient Paraffin zudem als Wirkstoff, der eine Aufnahme von fettlöslichen Toxinen über den Verdauungstrakt verhindert.

Lässt sich auch anderes Imkereizubehör mit Paraffinöl pflegen?

Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Ein Beispiel ist die laufende Wartung der Honigschleudern, wobei es egal ist, ob es sich um eine Radialschleuder, Tangentialschleuder oder Selbstwendeschleuder handelt. Sie alle besitzen Kugellager, deren Kugeln einer hohen Belastung ausgesetzt sind. Paraffinöl ist ein sehr gutes Schmiermittel für die Kugeln und die kompletten Kugellager, das alle Anforderungen erfüllt, die aus dem Lebensmittelrecht bei der Honiggewinnung beachtet werden müssen. Zudem ist Paraffinöl ein gutes Hilfsmittel, wenn es darum geht, beispielsweise metallene Oberflächen vor der Bildung von Rost zu schützen.  

Allerdings ist beim Umgang mit Paraffinöl zu beachten, dass es in hohen Konzentrationen weder in die Atemwege noch in den Verdauungstrakt gelangen sollte. In purem Zustand kann es zudem die Haut durch eine Erhöhung der Rissanfälligkeit schädigen. Das heißt, beim Einsatz von hochprozentigem Paraffinöl in der Imkerei und anderswo ist stets eine geeignete Schutzkleidung erforderlich (Schürze, Handschuhe, Schutzbrille, Mund- und Nasenschutz).

Kann Paraffinöl in den Bienenhonig gelangen?

Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass Paraffinöl in minimalen Konzentrationen im Bienenhonig enthalten ist. Die Ursache ist nicht nur der Einsatz des Stoffs bei der Pflege sowie Reinigung und dem Nässeschutz der Bienenbeuten. Eine wesentlich größere Rolle spielt die Verwendung von Paraffinöl als Pflanzenschutzmittel. Es wird in der Regel vor Beginn des Austriebs der später zu erntenden Feld-, Busch- und Baumfrüchte gesprüht. Dabei bildet sich ein Paraffinfilm. In der Folge bekommen Schädlingslarven keinen Sauerstoff mehr und sterben ab. Natürlich können die Arbeitsbienen bei ihren Sammelflügen Partikel des Paraffins versehentlich mit aufsammeln und in den Bienenstock bringen. Deshalb finden sich auch minimale Paraffinspuren im Honig sowie im Bienenwachs. Allerdings sind die Konzentrationen so gering, dass sowohl der Bienenhonig als auch das Bienenwachs nach der Verordnung EG 1272/2008 nicht zu den Produkten gehören, bei denen eine explizite Deklaration als Paraffinum Liquidum in der Angabe der Inhaltsstoffe erforderlich ist.

Trotzdem keine Mittelwände mit hohen Paraffinanteilen verwenden!

Gerade weil Paraffinöl so preiswert ist, wäre es verlockend, daraus günstige Mittelwände sowie vorgefertigte Waben für Bienenbeuten herzustellen. Doch davon wird nachdrücklich abgeraten. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (kurz LWG) gibt als Begründung beispielsweise die minderwertige Stabilität und herabgesetzte thermische Resistenz solcher Mittelwände und Waben an. Außerdem findet sich in dem Warnhinweis die Angabe, dass Bauteile mit hohem Paraffinanteil von den Bienenvölkern „deutlich schlechter angenommen“ werden als identische Bauteile aus gereinigtem Bienenwachs.

Weitere Begründungen liefert der Deutsche Imkerbund. Er verweist auf Untersuchungen mit Gaschromatographen, bei denen nachgewiesen wurde, dass sich die Zusammensetzung von Bienenwachs bei den einzelnen Bienenvölkern unterscheidet. Das heißt, die Bienen erkennen ihre eigene Behausung auch am Geruch. Zudem bestimmt die Zusammensetzung von Bienenwachs darüber, wie Vibrationen weitergeleitet werden. Die Waben sind ein wichtiges Hilfsmittel der Kommunikation in einem Bienenstock und damit nicht nur (wie fälschlicherweise von Laien oft angenommen wird) ein Betriebsmittel in der Imkerei. Stattdessen sind die Waben ein Teil des „Systems Bienenstock“ und damit für das Überleben der Bienenvölker unverzichtbar.

Kerzen aus der Imkerei: Paraffinum Liquidum möglichst nicht beimischen!

Bei der Kerzenproduktion bestimmt der Ausgangsstoff direkt über die Qualität. In der heutigen Zeit suchen die Menschen nach Kerzen, die möglichst nicht rußen. Das schont die Tapeten, Anstriche, die textilen Bodenbeläge und Polstergarnituren. Bei Kerzen aus gereinigtem Bienenwachs ohne Beimischungen von Paraffinöl ist eine Rußbildung lediglich durch das langsame Abbrennen des Dochts zu erwarten. Zudem stammt der feine Duft der Kerzen aus Bienenwachs unmittelbar vom Ausgangsstoff. Kerzen aus Stearin und Paraffin werden chemisch erzeugte Duftstoffe beigefügt. Sie können die Schleimhäute der Nase und die Augen reizen, auch wenn keine Allergien gegen diese Duftstoffe bestehen.

Daraus resultiert die Schlussfolgerung, dass Kerzen aus echtem Bienenwachs zutreffend als besonders hochwertig gelten und deshalb dafür höhere Preis als für Stearin- oder Paraffinkerzen aufgerufen werden. Den Hinweis der Materialtrennung sollte auch jedermann beachten, der für die Kerzenproduktion auf dem heimischen Basteltisch Kerzenreste verwenden möchte.

Sie möchten Paraffinöl für die Imkerei bestellen oder haben Fragen zu den Einsatzmöglichkeiten? Nehmen Sie einfach telefonisch oder per Mail Kontakt zu unserem Kundendienstteam auf!