Lindenhonig: Die besondere Honigspezialität

Imkereibedarf Muhr
2022-12-17 09:30:00 / Wissenswertes / Kommentare 0
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Die Besonderheit bei Lindenhonig besteht darin, dass es sich sowohl um einen Blütenhonig als auch einen Honigtauhonig handeln kann. Unter der allgemeinen Bezeichnung Lindenhonig präsentiert sich in der Regel eine Mischform, die unterschiedliche Anteile vom Nektar aus den Lindenblüten und dem von Insekten bereitgestellten Honigtau enthält. Beim Lindenblütenhonig ist der Nektaranteil sehr hoch.

Allerdings ist es den Imkerinnen und Imkern unmöglich, zu garantieren, dass der Honig ausschließlich aus dem Nektar der Blüten stammt. Das heißt, letztendlich gehört auch der Lindenblütenhonig zu den Mischformen. Ein besonders Kennzeichen ist sein gegenüber anderen Honigsorten sehr intensives Aroma.

Wie lassen sich Lindenhonig und Lindenblütenhonig unterscheiden?

Einen verlässlichen Hinweis liefern die Lindenhonig-Eigenschaften. Die Frage, was ist dunkler Honig, lässt sich sehr einfach beantworten. Ist der Lindenhonig dunkel, ist der Anteil des darin enthaltenen Honigtaus hoch. Auf einen hohen Nektaranteil bei Lindenblütenhonig weisen die hellen Farbnuancen hin. Er präsentiert sich in gelblichen bis grünlich-weißen Nuancen. Lindenblütenhonig ist im kristallisierten Zustand meist grauweiß bis zartgelb.

Auch ein betörender Duft weist auf die Zugehörigkeit zum Blütenhonig mit hohem Nektaranteil hin. Der Honig aus dem Nektar der Lindenblüten bringt einen kräftigen Mentholgeruch mit. Je zarter dieser Duft ausgeprägt ist, desto höher ist bei Lindenhonig als Mischform der Anteil des Honigtaus. Übrigens ist die Intensität des Grünstichs ein Hinweis auf den Reinheitsgrad von Lindenhonig.

Linden-Honig: Woher kommt der enthaltene Honigtau?

Um den Honigtau nutzen zu können, sind die Bienenvölker der Imkereien auf die Mitarbeit von anderen Insekten angewiesen. Sie gelten als Schädlinge und werden deshalb oft gezielt bekämpft. Zu diesen Insektenarten gehören beispielsweise Schildläuse, Blattflöhe und Zikaden. Sie nehmen den Pflanzensaft der Lindenbäume auf und scheiden ihn wieder aus. Diese Ausscheidungen haften an den Oberflächen der gesamten Pflanze und werden in der Fachsprache der Imkerinnen und Imker Honigtau genannt, weil sie optische Ähnlichkeiten mit dem morgendlichen Tau nach einer kühlen Nacht haben. Allerdings haben die Bienen beim Einsammeln des Honigtaus einige Konkurrenten, denn viele Insektenarten nutzen diesen als Nahrungsquelle. Dazu gehören neben den rund 160.000 Arten der Zweiflügler auch alle Arten von Ameisen.

Linden-Honigtau: Wie lange ist er haltbar und nutzbar für die Bienen?

Die Bienen müssen sehr schnell sein, weil der Honigtau binnen kurzer Zeit ein Opfer von Rußtaupilzen werden kann. Das heißt, die Antwort auf die Frage, wie lange Linden-Honigtau haltbar ist, hängt davon ab, wie schnell sich die Rußtaupilze auf die Lindenbäume ausbreiten können. Gibt es in der Nähe bereits von den Schlauchpilzen befallene Pflanzen, eignet sich der Honigtau im schlimmsten Fall schon nach wenigen Stunden nicht mehr für die Produktion von Lindenhonig durch die Bienenvölker. Außerdem begünstigen windige Wetterlagen die Ausbreitung der Rußtaupilze.

Welche Inhaltsstoffe stecken in Lindenhonig?

Den größten Teil der Inhaltsstoffe von Lindenhonig machen Kohlehydrate aus. Sie bringen es bei 100 Gramm Honig auf einen Anteil von rund 75 Gramm. Sie resultieren aus dem ebenso hohen Zuckergehalt. Der Anteil von Eiweiß ist mit 0,4 Gramm pro 100 Gramm sehr gering. Die gleiche Menge des würzig-aromatischen Lindenhonigs liefert rund 300 Kilokalorien an Energie. Zudem bringt er ätherische Öle mit, die für seinen starken Duft und sein kräftiges Aroma verantwortlich sind. Der Wasseranteil beträgt bei Lindenhonig und Lindenblütenhonig etwa 20 Prozent. Außerdem sind Flavonoide und Saponine enthalten.

Ist das Aroma sehr mild, stecken nicht nur Nektar und Honigtau der Linden in dem Honig. Das milde Aroma wird durch sogenannte Beitrachten bewirkt. Damit bezeichnen Imker/-innen Inhaltsstoffe, die von anderen Pflanzen stammen. Beim milden Lindenhonig haben sich die fleißigen Bienen meistens ergänzend bei Klee oder Pflanzen der Gattung der Kreuzblütler bedient. Dazu gehören in Deutschland beispielsweise Raps, Steckrüben und Kresse.

Verwendungsmöglichkeiten für Lindenhonig und Lindenblütenhonig

Die geschmacklichen Eigenschaften von Lindenhonig prädestinieren ihn für den Einsatz als Süßungsmittel für Lindenblütentee. Aber auch beispielsweise mit Pfefferminztee, grünem Tee und Fencheltee bilden Lindenhonig und Lindenblütenhonig eine sehr schmackhafte Kombination. Der Honig aus dem Honigtau der Lindenbäume und dem Nektar der Lindenblüten kommt in der Industrie als natürliches Süßungsmittel beispielsweise bei der Produktion von Kräuterbonbons zum Einsatz.

Köchinnen und Köche verwenden ihn unter anderem zur Herstellung eines Honig-Senf-Dressings für frische Salate aller Art oder für ein leckeres Polenta-Flammeri mit Honig und geraspelten Nüssen. Auch ein Gurken-Smoothie sowie Käsedips profitieren geschmacklich von der Beigabe von Lindenhonig. Selbstverständlich ist Lindenhonig auch aus der Palette der zum Frühstück gern verzehrten Lebensmittel nicht wegzudenken. Sein Aroma verträgt sich mit einem Baguette genauso wie mit einem frischen Milchbrötchen oder einer Scheibe Knäckebrot. Außerdem süßt er jedes Müsli und verleiht ihm eine besondere geschmackliche Note.

Wissenswerte Fakten über die Bäume, von denen der Lindenhonig stammt

Weltweit gibt es knapp vier Dutzend verschiedene Lindenarten. Etwa 20 Lindenarten sind in Mitteleuropa beheimatet. Lindenhonig aus Deutschland stammt zumeist von der Sommerlinde (botanischer Name Tilia platyphyllos) und der Winterlinde (Tilia cordata) sowie der Holländischen Linde (Tilia europaea) und der Silberlinde (Tilia tomentosa), die sich als Straßen- und Parkbepflanzungen großer Beliebtheit erfreuen.

Der Lindenbaum als Lieferant der Zutaten für Lindenhonig wird bis zu 40 Meter hoch und kann einen Stammdurchmesser von knapp zwei Metern haben. Die ältesten Exemplare der Welt bringen es auf ein geschätztes Alter von etwa 1.000 Jahren. Den Nektar für den Lindenblütenhonig liefern die mit fünf Kelchblättern ausgestatten Blüten, die in Gruppen aus drei bis 5 Blüten am Baum wachsen.

Bienen und Bäume gehen eine sinnvolle Kooperation ein

Die Linden sind nicht nur eine „Bienenweide vom Feinsten“, sondern die Bäume profitieren sogar von der Tatsache, dass die Bienen den Nektar und den Honigtau absammeln. Beim Anfliegen der Blüten übernehmen die Bienen die Bestäubung. Das Absammeln des Honigtaus schützt die Lindenbäume vor Schäden, die bei einem Befall mit Rußtaupilzen entstehen können, denn die grau-schwarzen Rußtaupilze behindern die für die Lindenbäume lebenswichtige Photosynthese. Umgekehrt ziehen die Bienenvölker sowie Imker/-innen einen Vorteil aus der Tatsache, dass die Linden zu den Pflanzenarten gehören, die den Bienen bis weit in den Spätsommer hinein eine wichtige Nahrungsquelle zur Verfügung stellen.

Imkereien profitieren von der vielseitigen Nutzbarkeit des Lindenholzes

Das Lindenholz ist sehr beliebt in der Möbelherstellung. Außerdem kommt es bei der Herstellung von Uhren und Küchenutensilien sowie Reißbrettern und im Musikinstrumentenbau zum Einsatz. Zudem ist das Lindenholz beliebt als Material für Schnitzereien. Dadurch gibt es in vielen Regionen der Bundesrepublik gezielte Aufforstungen für Lindenwälder. In der Folge finden die Imkerinnen und Imker viele gute Stellplätze für die Aufstellung ihrer Bienenwagen und Bienenkästen, um am Ende der Saison deutschen Lindenhonig anbieten zu können. Der größte zusammenhängende Lindenwald Deutschlands findet sich übrigens in Sachsen-Anhalt in der Nähe von Colbitz. Er bringt es auf eine Fläche von etwa 220 Hektar bei einem durchschnittlichen Baumalter von 200 Jahren und wurde unter Naturschutz gestellt.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Verfügbarkeit von Lindenhonig aus?

Steigende Temperaturen allein gefährden die Verfügbarkeit von Lindenhonig nicht. Bei den meisten Linden in Deutschland handelt es sich um Kreuzungen aus der Sommerlinde und der Winterlinde. Sie gelte zutreffend als hitzeresistent. Allerdings ist das Ausmaß der Hitzeresistenz direkt von der Menge der für den Baum verfügbaren Bodenfeuchtigkeit abhängig. Je niedriger die Bodenfeuchte ist, desto weniger Hitzestress halten die Linden aus.

Da der globale Klimawandel auch in Deutschland Hitzephasen mit Dürrephasen zusammenbringt, sind die Lindenbestände gefährdet. Jedoch haben Lindenbäume diesbezüglich einen entscheidenden Vorteil, denn sie zählen sich zu den Tiefwurzlern. Das macht sie zudem resistenter gegen die Entwurzelung durch Starkwinde. Die großen Stammdurchmesser können auch kleinere Tornados gut überstehen, wenn die Lindenbäume keine Vorschäden beispielsweise durch Baumschädlinge haben. Das Fazit ist also, dass die Verfügbarkeit von Lindenhonig unter den Folgen des Klimawandels erheblich weniger leidet als die Verfügbarkeit anderer Honigarten.